Boma`s - Deutsche Stationen in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika

Die folgenden Angaben stammen im Wesentlichen aus der Veröffentlichung der Archivschule Marburg: Das Deutsch-Ostafrika-Archiv, 2.Aufl., Marburg 1984, bearbeitet von Eckhart G. Franz und Peter Geissler, S.4ff


Die Stationen der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft (DOAG)

Die DOAG hatte im Lande selbst bereits 1885 begonnen, im Zuge ihrer Expeditionen ständige Stationen einzurichten, die ein Netz von Wirtschafts- und Verwaltungszentren bilden sollten. Zu einer ersten Schicht vorwiegend wirtschaftlicher Stützpunkte gehörten Sima und Kiora in Usagara, Korogwe und Mafi im Panganital, Petershöhe bei Wami in Useguha, die Küstenstation Tanganiko nahe der englischen Grenze, drei Stationen im Kinganital und das Zentraldepot in Bagamoyo. Zum Teil ungeschickt lokalisiert, haben sich diese Stationen nicht bewährt, so dass sie in der Mehrzahl schon 1887/88 aufgelassen wurden. Vorgesehen war nun die Beschränkung auf nur 4 größere Verwaltungs- und Handelsstationen bei den Haupthäfen Pangani und Dar-es-Salaam, an der großen Karawanenstraße in Mpapua und in Aruscha im Kilimandjaro-Gebiet.
Mit der zum 16.8.1888 angekündigten Übernahme der Hoheits- und Zollverwaltung im Küstenland wurden Bezirkschefs in den 7 Küstenstädten Tanga, Pangani, Bagamoyo, Dar-es-Salaam, Kilwa, Lindi und Mikindani ernannt; neben diesen Hauptzollstationen sollten die übrigen Zollstützpunkte des Sultans (Saadani, Mbweni, Kikunga, Ssamanga, Kilwa-Kisiwani, Sudi und Chole auf Mafia) als Nebenzollstationen fortgeführt werden. Die Mehrzahl der ernannten Gesellschaftsbeamten konnte sich angesichts des ausbrechenden Aufstandes nur wenige Wochen halten. Die behaupteten Stationen Bagamoyo und Dar-es-Salaam gingen im Frühsommer 1889 in die Verwaltung des Reichskommissars über, der auch einen Teil der Beamten in seine Dienste übernahm.
Nach Niederwerfung des Aufstandes verfügte ein Befehl vom 6.8.1890 die Einrichtung einer nördlichen Provinz mit den wiederhergestellten oder neu errichteten Stationen Tanga, Pangani, Saadani, Bagamoyo, Dar-es-Salaam und Rufiji-Mündung (Usimbe), während Kilwa, Lindi und Mikindani die südliche Provinz bilden sollten. Noch im gleichen Jahr sind Neben- oder Militärstationen in Mpapua, in Tabora und in Marangu am Kilimandjaro belegt.

Übergang zur Reichsverwaltung 1891

Der endgültigen Übernahme der Regierungsgewalt durch das Reich mit Jahresbeginn 1891 folgte die Verlegung der Verwaltungs- und Kommando-Zentrale von Zanzibar auf das Festland. Schutztruppen-Kommando und Verwaltung gingen am 26.1.1891 zunächst nach Bagamoyo, während die See-Abteilung sofort in dem als Hafen günstigerem Dar-es-Salaam stationiert wurde, das zur endgültigen Hauptstadt ausersehen war. Die Verlegung der übrigen Verwaltungsstellen vollzog sich nach Errichtung der notwendigen Gebäude im Laufe des Jahres 1891/92.

Anfänge der Bezirksverwaltung

Der allmähliche Aufbau der Bezirksverwaltung im Schutzgebiet knüpfte an die im Schlußstadium der nominellen DOAG-Herrschaft bestehenden militärischen Stationsbezirke an. Durch Gouvernementsbefehl vom 9.4.1891 wurden für die allgemeine Verwaltung in der Küstenregion, die als eigentliches Schutzgebiet anfangs bewusst von der sogenannten „Interessensphäre“ im Innern abgesetzt wurde, 5 Verwaltungsbezirke eingerichtet. Die Bezirkshauptleute von Tanga, Bagamoyo, Dar-es-Salaam, Kilwa und Lindi (Ngao), sowie im Bezirksnebenamt Pangani (seit 26.4.1892 ebenfalls Bezirksamt) wurden am 24.11.1891 unter Entbindung von ihren Truppenkommandos zur Zivilverwaltung abgeordnet. Der Titel „Bezirkshauptmann“ wurde im Frühsommer 1893 durch „Bezirksamtmann“ ersetzt. Zu einer Provinzeinteilung, wie sie schon 1890 projektiert war, ist es trotz späteren Wiederaufgreifens der Pläne durch sogenannte Provinzialreferenten nicht gekommen.

Ausbau des Stationssystems

Im Landesinnern führten die Expeditionen der ersten Jahre nach Übernahme durch das Reich mit der allmählichen Erschließung zum Ausbau des Stationssystems. Ein Runderlass vom 25.8.1894 bezeichnete neben 6 Küstenbezirken auch Moschi (Kilimandjaro), Masinde, Kilossa, Mpapua, Kissaki und die gegen die Wahehe errichtete Station Ulanga (später in Iringa) als „Bezirkshauptämter“, doch wurden diese ebenso wie die gesondert genannten Inland-Stationen Muansa, Tabora und Langenburg (heute Tukuyu) zunächst von militärischen Stationschefs verwaltet, die zugleich Befehlshaber der örtlichen Schutztruppen- und Polizeieinheiten waren. Ein weiterer Gouvernementsbefehl vom 21.11.1895 stufte von den Binnen-Stationen nur Mpapua und Tabora, die Station am Victoria-See (Muansa), die geplante Station am Tanganyika-See (Udjidji) sowie Langenburg und Moschi als Stationen I. Klasse oder Stationsbezirke, alle übrigen als Stationen II. Klasse ein.
Ein erneuter Runderlass vom 24.9.1897 über die Neufestsetzung der Bezirksgrenzen nannte insgesamt 19 Bezirke: Kilimandjaro (in Moschi), Masinde (seit 25.31898 in Wilhelmstal), Tanga, Pangani, Saadani, Bagamoyo, Dar-es-Salaam, Kilossa, Mpapua, Tabora, Nyanza (in Muansa), Udjidji, Iringa, Langenburg, Magwangwara (in Ssongea), Kilwa, Lindi und Mikindani. Saadani und Lindi waren an sich ebenso wie der 1898 errichtete Rufiyi-Bezirk nur Bezirksnebenämter, die den Beamten in Bagamoyo, Mikindani und Kilwa nachgeordnet waren, wobei es zwischen Mikindani und Lindi 1899 zu einem Rollentausch kam. Neue selbständige Stationsbezirke wurden schon 1898 in Usumbura, Ukonongo-Bismarckburg und Kissaki, 1899 für Mahenge und 1900 schließlich für Bukoba und Schirati eingerichtet.
Zu Beginn des neuen Jahrhunderts war das gesamte Schutzgebiet in klar abgegrenzten Zivil- und Militärverwaltungsbezirken organisiert, wenngleich sich die Wirksamkeit der militärischen Stationschefs vielfach auf die Sicherheits- und Polizeiaufgaben beschränkte.
Die am 29.3.1901 verfügte Schaffung selbstverwaltender Kommunalverbände für die schon stärker von europäischen Ansiedlern durchsetzten Bezirke führte zu voller Gleichstellung der Bezirke Wilhelmstal, Kilossa und Langenburg mit den bereits seit 1891 zivil verwalteten Küstenbezirken und damit zur endgültigen Aufgabe der Trennung von Schutzgebiet und Interessensphäre, die 1900 auch für die Rechtspflege entfallen war. Als Bezirksamt firmierte Langenburg bereits seit 1896, Wilhelmstal (heute Lushoto) seit 1898.
Im Gegensatz zu den zivilen Bezirksämtern führten die weiterhin militärisch verwalteten Innenbezirke gemäß Erlass vom 25.4.1901 künftig die Bezeichnung „Militärbezirk“, während der Sitz des Stationschefs “Militärstation“ hieß.
Der Rufiyi-Bezirk wurde 1902 selbständiges Bezirksamt (Sitz Mohorro, ab 1913 Utete); der Militärbezirk Kissaki wurde zum 1.4.1903 mit dem Kommunalverband Kilossa zu einem neuen Bezirk Morogoro vereint. Mit Neubildung eines Kommunalverbandes ging dann zum 1.4.1905 auch der Militärbezirk Ssongea in zivile Verwaltung über.

Entmilitarisierung der Verwaltung

Das Scheitern der bisherigen Schutzgebietspolitik im Majimaji-Aufstand von 1905 führte in der Folge zu einer weitgehenden Trennung zwischen Verwaltung und Truppe und damit zum weiteren Ausbau der zivilen Verwaltung. Durch Bekanntmachung vom 20.06.1906 wurden neue Bezirksämter in Mpapua, Tabora, Muansa und Moschi geschaffen, denen ebenfalls zivil verwaltete Bezirksnebenstellen in Kondoa-Irangi, Schirati und Aruscha zugeordnet wurden. Gleichzeitig wurden für Bukoba und den künftig zweigeteilten Militärbezirk Usumbura die Residenturen Bukoba, Ruandi und Urundi eingerichtet. Das am 13.07.1907 errichtete Bezirksamt Udjidji und die zugeordnete Nebenstelle Bismarckburg wurden allerdings noch bis 1912 „auftragsweise“ militärisch verwaltet; Bismarckburg (heute Kasanga) und die Moschi unterstellte Bezirksnebenstelle Aruscha wurden mit dem 1.4.1913 zu selbständigen Bezirksämtern erhoben. Ein Jahr zuvor waren aus den Gebieten des Bezirksamts Mpapua und des angrenzenden Militärbezirks Kilimatinde zwei neue Bezirksämter Dodoma und Kondoa-Irangi gebildet worden, wobei kleinere Teile an die Anreiner Pangani, Morogoro und Tabora fielen. Bei Kriegsbeginn waren von den nunmehr 21 Bezirken des Schutzgebietes nur Iringa und Mahenge in militärischer Verwaltung verblieben.

Personal der Bezirksämter – Nebenstellen

Stand den Bezirksamtleuten, die zunehmend Verwaltungsbeamte des höheren Dienstes waren, anfangs lediglich der Bezirksamtssekretär zur Seite, so wurden ihnen in den größeren Bezirken mit der Vermehrung der Aufgaben in wachsenden Maße juristisch vorgebildete Hilfsarbeiter oder Adjunkten, aber auch einzelne Fachbeamte (Ärzte, Veterinäre und Bezirkslandwirte) zugeordnet. Gab es in den älteren Bezirken in Einzelfällen schon relativ früh lokale Nebenstellen oder Bezirksnebenämter – neben Mikindani und Saadani wäre hier die Nebenstelle Tschole auf Mafia und die Nebenstellen Muaya und Wiedhafen im Bezirk Langenburg zu nennen – so führte die Intensivierung der Verwaltung seit dem Majimaji-Aufstand zu einer Verdichtung dieser örtlichen Verwaltungsposten. Die 1906 und später geschaffenen Nebenstellen konnten z.T. an ältere Militärposten oder Stationen II. Klasse anknüpfen; andere wurden, wie die Nebenstellen Schinyanga und Uschirombo im Bezirk Tabora (1909 bzw.1912), bewusst neu eingerichtet, um eine bessere Organisation zu gewährleisten. Die reguläre Nebenstelle war mit einem Sekretär und einem Polizeiwachtmeister nebst einigen Askaris besetzt; Posten mit geringem Verwaltungsaufkommen wurden z.T. von Offizieren, Unteroffizieren oder Zollbeamten mitverwaltet.

Verwaltungsgliederung 1914

Insgesamt ergibt sich für die Bezirksverwaltung im Jahre 1914 folgendes Bild:

Bezirksämter:

  • Aruscha (mit Nebenstelle Umbulu)
  • Bagamoyo (mit Nebenstelle Saadani)
  • Bismarckburg
  • Dar-es-Salaam (mit Nebenstelle Kissangire)
  • Dodoma (mit Polizeiposten Mpapua und Offiziersposten Ssingidda)
  • Kilwa (mit Nebenstellen Kibata, Kilindoni und Liwale)
  • Kondoa-Irangi (mit Nebenstelle Mkalama)
  • Langenburg (mit Nebenstelle Mwakete und Polizeiposten Muaja)
  • Lindi (mit Nebenstellen Mikindani, Newala und Tunduru)
  • Morogoro (mit Nebenstellen Kilossa und Kissaki)
  • Moschi (mit Polizeiposten Neu-Moschi)
  • Muansa (mit Nebenstellen Ikoma und Musoma)
  • Pangani (mit Nebenstelle Handeni)
  • Rufiyi in Utete
  • Ssongea (mit Nebenstelle Wiedhafen)
  • Tabora (mit Nebenstellen Schinyanga und Uschirombo)
  • Tanga
  • Udjidji (mit Militärposten Kassulo)
  • Wilhelmstal (mit Polizeiposten Buiko)


Militärbezirke

  • Iringa (mit Militärposten Ndsombe/Ubena)
  • Mahenge


Residenturen

  • Bukoba (mit Militärposten Biaramulo/Ussuwi und Kifumbiro)
  • Ruanda in Kigali (mit Verwaltungsposten Kissenji und Polizeiposten Niakassu)
  • Urundi in Gitega (mit Nebenstelle Usumbura)


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