Boma`s - Deutsche Stationen in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika

(aktualisiert 10.4.2015)

Auf meiner zweiten „großen“ Boma-Expedition im September und Oktober 2014 besuchte ich die Orte

·        Old Shinyanga,
Mwanza (Muansa),
Musoma,
Shirati (Schirati),
Fort Ikoma,
Biharamulo (Ussuwi-Posten),
Bukoba,
Kasulu,
Ujiji und Kigoma, fuhr entlang der alten Mittelland-Bahn über
Uvinza und
Malagarassi nach
Tabora und von dort nach
Arusha (Aruscha).


Insgesamt konnte ich in 16 Tagen über 4.300 Kilometer zurücklegen. An dieser Stelle möchte ich wieder ein paar Eindrücke teilen. Die Farbfotos stammen alle von dieser Reise. Die historischen Aufnahmen sind Ansichtskarten aus meiner eigenen Sammlung. Etwa 30 Fotos stammen aus dem Bildarchiv der Deutschen Kolonialgesellschaft und sind gesondert gekennzeichnet (Quellenangabe: DKG + Bildnummer), eine Fotografie (Aruscha) ist von Walter Dobbertin und stammt aus dem Bundesarchiv.

1.Tag: Babati - Singida - Nzega
Nachts, etwa ein Uhr Ortszeit, am Kilimandjaro International Airport eingetroffen und wieder mit Fahrzeug und Fahrer der Kusini Expeditions Ltd. (Familie Heep) ausgestattet, ging es ca. 2.30 Uhr sofort in Richtung Singida, um mit nur zwei Tagesreisen Mwanza zu erreichen. Um 7.00 Uhr frühstückten wir in Babati und erreichten etwa 10.00 Uhr Singida. Die Boma von Singida hatte ich bereits auf meiner Tour 2012 besichtigt (siehe Bilder dort). Diesmal traf ich hier meine letzten Reisevorbereitungen (Geldtausch, Telefon- und Internetverträge, Wasservorräte). Nach dem Mittagessen gönnten wir uns ein Schläfchen. Dazu parkten wir unseren Nissan Patrol am Ufer des Lake Singida und waren dort auch ca. 90 Minuten ungestört. Danach setzten wir unseren Weg bis Nzega fort und nach einem insgesamt ca. 600 km langen Tagesritt fand ich dort ordentliche Unterkunft in der Charity Hope Lodge.

2.Tag: Nzega - Old Shinyanga - Mwanza
Von Nzega starteten wir gegen 9.30 Uhr Richtung Mwanza. In Shinyanga verließen wir die Hauptstraße und erreichten Old Shinyanga etwa 11.30 Uhr. Bis auf ein direkt neben dem heutigen Gericht gelegenes Wohngebäude an der Ortsdurchfahrt Richtung Mwanza blieb uns der am Ortsausgang gelegene Ortsteil mit den alten Gebäuden aus deutscher Zeit und der Boma leider verborgen. Dieser Teil von Old Shinyanga ist heute Militärgelände und unsere Bemühungen zu einer Besichtigung waren leider nicht erfolgreich. Die aus der Ferne durch zahlreiche Bäume nur teilweise sichtbaren Gebäudeteile durfte ich leider nicht fotografieren. Die Weiterfahrt erfolgte deshalb bereits um 12.15 Uhr. Nach ca. 22 km sehr schlechter Straße (neben einer Teerstraße im Bau) erreichten wir die Hauptstraße Nzega-Mwanza und das Zentrum von Mwanza am späten Nachmittag. Auf dem am Capripoint gelegenen, noch von den Deutschen angelegten Europäerfriedhof fand ich einige deutsche Gräber, unter anderem die der als Autoren bekannt gewordenen Dr. Hildebrandt (Eine deutsche Militärstation im Innern Afrikas) und Moritz Merker (Die Masai).


Eingang zum deutschen Friedhof

   
Gräber von Moritz Merker und Dr. Franz Hildebrandt

Gute Unterkunft fand ich im New Mwanza Hotel im Stadtzentrum (Zimmer mit AC für 100.000 TSH, etwa 50 Euro). Unterkünfte in den wirklich neuen Hotels im Zentrum oder am Capripoint gibt es dagegen erst ab 100 USD.


3. Tag: Mwanza - Musoma
Am Morgen des dritten Tages benötigte ich etwa eine halbe Stunde, um den Zugang zu dem auf dem Kalbenhügel gelegenen ehemaligen Haus des Bezirksamtmanns Gunzert zu finden. Das jetzt von einer Gruppe Massai bewohnte und bewachte Haus soll bis vor etwa fünf Jahren durch einen Beamten der Distrikt- oder Stadtverwaltung genutzt worden sein, verfällt jetzt aber leider zunehmend.


Ehemalige Villa des Bezirksamtmanns und heutige Ansicht vom Fenster des New Mwanza Hotels




       
Zu erreichen ist das Gebäude und der Haupteingang im Untergeschoss noch heute über
einen schmalen Pfad von Nordwesten durch die Felsen (DKG 012-015-1168-05)


  
Ansicht der Rückseite (vom Felsen südlich)               Terrasse nach Westen

   
Blick von der Terasse nach Westen Richtung Bismarck-Felsen und die östliche Seitenansicht

  
Innenansichten: der große Wohnbereich im mittleren Geschoss und Zugang zum Treppenhaus

  
Räume im mittleren Geschoss, das obere Geschoss wegen Einsturzgefahr nicht mehr zugänglich


links: alte Aufnahme mit Post und Funkstation (beide nicht mehr existent), im Hintergrund am linken Bildrand die Villa (DKG 014-15-1166-13). rechts: Die beiden Gebäude in Strandnähe existieren ebenfalls nicht mehr, die Villa des Bezirksamtmanns in der Bildmitte (DKG 013-083-1710-144)

Vom Bismarck-Rock, dem Wahrzeichen von Mwanza am Ufer des Lake Victoria, erkundeten wir zu Fuß den alten Ortskern. Auf dem Gelände der Polizei, dem Standort der alten deutschen Polizei-Boma, steht heute noch ein Flügel der alten Anlage, vom Kreisverkehr an der Nyerere Road (früher Boma-Str.) Richtung Ufer auf der rechten Seite. Auf dem Gelände der Hafenpolizei darf heute leider nicht fotografiert werden.

 
links: gepflegte parkähnliche Anlage am Seeufer beim Bismarck-Felsen; rechts: Bismarck-Felsen

 
Genau an dieser Stelle befand sich früher ein Bismarckdenkmal

 
links: historischer Blick vom Kalbenfelsen in die Capribucht, zum Bismarck-Rock links hinter der Funkstation, am rechten Bildrand liegt der Gebäudekomplex der alten Boma mit Bezirksamt und Polizei-Boma, dahinter die Landungsbrücke (DKG 010-015-1166-07); rechts: Landungsbrücke nähe Zoll und Polizei-Boma  (DKG 011-015-1273-24)


Historische Postkarten-Ansicht der Polizei-Boma

Auf der Suche nach der zuletzt errichteten neuen deutschen Boma Mwanza spazierten wir durch ein offenes unbewachtes Tor in eine parkähnliche Anlage und erreichten nach etwa 500 Metern bergauf ein ebenfalls offenes Tor in der Mauer der Festung. Hier mussten wir mehrmals rufen, um die Aufmerksamkeit der beiden in Sichtweite auf dem Hof herumlungernden Askari (Wach-Soldaten) zu erringen. Begrüßt wurden wir aber vom Fingernagel-knipsenden Regional Commissionar in T-Shirt, Turnhose und Badelatschen, dem die Boma heute als Wohnanlage dient. In einem längeren, zunächst kühlen dann aber zunehmend freundlichen Gespräch, bei dem auch mehrere meiner historischen Fotos der Boma-Anlage den Besitzer wechselten, erfuhr ich, dass ich ohne autorisierende Papiere aus Daressalam die Anlage weder besichtigen noch fotografieren dürfe. Vom Ort dieses Gesprächs, einem Seiteneingang zur Boma, konnte ich die Anlage aber so gut einsehen, dass ich ihren Erhaltungszustand heute als sehr gut einzuschätzen vermag. Das betrifft sowohl, die in Teilen ausgebesserte alte Umfassungsmauer, die beiden Türme als auch die Gebäude im Boma-Hof.
Im Unterschied zu früher erschweren jedoch heute zahlreiche Bäume auf dem Boma-Berg die Sicht auf die Anlage.


links: auf dem Hügel die neue Boma Muansa mit den beiden Türmen (DKG 006-083-1710-95); rechts: Hofansicht Richtung größerer Turm (DKG 001-003-1033-09)


Hofansicht vom größeren Turm der neuen Boma Richtung Lake Victoria (DKG 002-003-1033-07)

Am Nachmittag um ca. 14.15 Uhr traten wir dann die Weiterfahrt nach Musoma an. Diese Strecke fand ich landschaftlich sehr reizvoll. In einer fruchtbaren Region wurden Tomaten und Zuckerrohr angebaut und überall am Straßenrand angeboten. Die Straße hier war asphaltiert und in (noch) relativ gutem Zustand. Ab Eintritt in die Mara-Region bis Musoma war die Straße ganz neu. Rechts der Straße, dem West-Korridor der Serengeti sahen wir große Herden Gnus und Zebras. Links grasten Kühe und Ziegen. Erstmals sah ich in Tansania offensichtlich maschinell bewirtschaftete größere Felder. Nach einer schikanösen ca. 30 Minuten andauernden Polizeikontrolle mit offiziellem (!) Strafmandat erreichten wir um 17.00 Uhr zunächst Bunda, gegen 18.15 Uhr den alten Ortskern von Musoma und wenige Minuten später an der Spitze der Landzunge die Mativilla Beach Lodge. In der neuen, von traumhaft schönen Stränden und Steinformationen umgebenen Anlage tummelten sich Klipschlefer und Meerkatzen. Die Übernachtung hier kostete 50 USD (keine AC). Das relativ junge Team hier war sehr bemüht und freundlich.

 
Bungalows auf dem Gelände der Mativilla Beach Lodge und umliegende Felsformationen

4.Tag: Musoma - Shirati - Musoma
Am folgenden Morgen fuhren wir zunächst zu der ebenfalls auf der Landzunge gelegen, alten Boma Musoma, die auch aus deutscher Zeit stammen soll. Die noch vorhandenen älteren Gebäude einer zweigeschossigen Anlage sind durch neuere Bauten erweitert und werden als Büros der Distriktverwaltung genutzt (deshalb nicht fotografierbar). Im Internet fand ich aber nachfolgende Abbildung aus dem Jahr 2009. Das Gebäude hat sich kaum verändert:


Internet-Quelle: http://2.bp.blogspot.com/_bfQZlkHD4lY/ShV0rk48Q5I/AAAAAAAAAUs/e6I3eVNqosc/s1600-h/IMG_3484.jpg


Bei der anschließend durchgeführten Hotel-Suche für eine weitere Übernachtung in Musoma fand ich keine Alternative mit vergleichbarer Qualität, entschied mich dann aber für das am Ortseingang gelegene Mara Paradise Hotel. Nach Buchung dieser kolonial-romantisch ausgestatteten, in kirchlichen Besitz befindlichen und von ebenfalls sehr freundlichem Management geführten Unterkunft brachen wir am späten Vormittag Richtung Schirati auf. Die Straße Richtung Keniagrenze befand sich in sehr gutem Zustand. Die letzten 44 Kilometer Richtung Utegi/ Shirati waren staubige Rawroad. Leider verfuhren wir uns an diesem Tag zwischen Utegi und Shirati und verloren dadurch etwa 80 Minuten bzw. 72 km. Erst gegen 15.00 Uhr erreichten wir den heutigen Ort Shirati und nach weiteren ca. 10 Kilometern das alte deutsche Schirati an der Spitze einer Landzunge nahe der kenianischen Grenze. Den Standort der ehemaligen Boma-Anlage konnte ich nur aufgrund alter Beschreibungen und eines handgezeichneten Ortsplanes sicher identifizieren. Auf dem noch jetzt reichlich mit Steinen durchsetzen Feld fand ich einen komplett zweistufigen Treppenansatz als einzigen sicheren Hinweis auf ein früher hier vorhandenes massives größeres Gebäude. Der Bootssteg am früheren Zollhafen dient heute als Heimathafen für ein armiertes Schnellboot der tansanischen Marine. Dieses macht nach Auskunft eines Besatzungsmitglieds heute Jagd auf kenianische Räuber und Schmuggler. Ein Familienmitglied eines nach eigenen Angaben 93-jährigen Mannes zeigte mir dann noch den ehemaligen Standort zweier deutscher Gräber, konnte aber zu den Namen keine Angaben machen. Das alte Schirati hat heute keine Bedeutung mehr, da sich das Hospital und die Distriktverwaltung im neuen Shirati befinden. 


AK von 1910: Wageia im Kriegsschmuck vor Boma; rechts: Boma Schirati (DKG 030-015-1273-30)


links: Hier am höchsten Punkt der Halbinsel lag früher die Boma Schirati (Blick nach Nordwest);
rechts: Weg nach Süden zum Anlegeplatz und zum früheren Zollhafen


Nach ca. zweistündiger Rückfahrt erreichten wir das Mara Paradise Hotel Musoma bei Einbruch der Dunkelheit. Dunkel und warm blieb es dann auch für den Rest der Nacht, da die Sicherungsanlage trotz stundenlanger Bemühungen von Elektrikern nicht soweit instandgesetzt werden konnte, dass auch die im oberen Stockwerk gelegenen Gästezimmer (und deren Klimageräte) mit Strom versorgt wurden.  


5.Tag: Musoma - Ikoma - Bunda - Mwanza
Am Morgen um 9.00 Uhr brachen wir Richtung Fort Ikoma auf. Nach ca. 10 Kilometern erreichten wir die Kenia-Road Richtung Mwanza. Nach weiteren 20 Kilometern nahmen wir den Abzweig nach Butiama. Den Geburts- und heutigen Museumsort des Staatsgründers Julius Nyerere erreichten wir nach weiteren 12 Kilometern Asphaltstraße. Von hier ging es weitere knapp 120 Kilometer Rawroad zunächst entlang einer im Bau befindlichen Asphaltsstraße weiter über Nyamweswa,  Mugeta und Nata nach Fort Ikoma, das wir gegen 12.15 Uhr erreichten. Für eine Besichtigung der auf einem Hügel gelegenen, durch Bäume verdeckten Anlage, trugen wir uns in einem unscheinbaren Gebäude in das Gästebuch ein und wurden, ohne Zahlungsaufforderung aber mit Hinweis auf die angeblich zahlreich vorhandenen Schlangen, entlassen. Die bis in die 70e Jahre noch als Hotel genutzte Anlage wurde gegenüber dem ursprünglichen Fort baulich stark verändert und verfällt nun zunehmend. Das eigentlich landschaftlich sehr schön gelegene Hotel mit großer Terrasse, Swimmingpool und großem Restaurantbereich lag westlich der Serengeti, aber wohl nicht zentral genug für Safari-Reisende, um es wirtschaftlich betreiben zu können. Im alten Fort selbst hatte das Hotel wahrscheinlich keine Gästezimmer. Die halbkreisförmig um das alte Fort angeordneten Gäste-Bungalows, in früher einmal romantischer Lage, werden nicht mehr als Unterkünfte genutzt. Unmittelbar daneben wurden inzwischen neue Wohn- und Verwaltungsgebäude für die Parkverwaltung errichtet. Nach alten Fotos von der gewaltigen deutschen Anlage existieren heute davon nur noch zwei Türme, Reste der alten Umfassungsmauer und wenige Treppen und Grundmauern alter Gebäudeteile. 


Frontansicht des alten Posten Ikoma (DKG 003-1033-17); der linke Turm und ein Stück der Mauer existieren noch heute

 
links: Blick vom Innenhof auf den Turm, davor später errichtete Anbauten der Hotelanlage;
rechts: Blick vom 1.OG des Turmes auf die ehemaligen Gäste-Bungalows



links: Rückseite der Boma Ikoma (DKG 003-1035-11), dieser Turm existiert ebenfalls noch, einige später zusätzlich für die Hotelanlage errichtete Turmbauten zeigen dagegen deutlich größere Verfallsspuren; rechts: Grundmauern und Treppenansatz des historischen Gebäudes an der Rücksete vom Hof aus gesehen


links: Ansichtskarte der Fort Ikoma Lodge aus den 70er Jahren, die hier sichtbaren Gebäudeteile wurden alle später errichtet; rechts: Zustand heute, die am rechten Bildrand sichtbare Mauer wurde errichtet, um die dahinter liegende Terrasse mit großem Swimmingpool abzuschirmen (siehe unten)


links: Innenansicht des Eingangs, im Bild rechts neuere Anbauten im Hof; rechts: der Hotel-Pool am Rand der Terrasse mit wunderbarer Aussicht in die Savanne

Um ca. 14.30 Uhr traten wir unsere Rückreise nach Mwanza an. Kurz hinter Mugeta nahmen wir eine, nur in der Trockenzeit befahrbare Abkürzung nach Bunda, das wir nach ca. 110 Kilometern gegen 17.00 Uhr erreichten. Auf jetzt wieder asphaltierter Straße ging es ca. 160 Kilometer weiter bis Mwanza, mit Ankunft dort um 20.30 Uhr.


6.Tag: Mwanza - Geita - Biharamulo
Um meinem Fahrer und mir etwas mehr Erholung von der anstrengen Tour des Vortages zu gönnen, starteten wir nach einer weiteren Nacht im New Mwanza Hotel erst gegen 10.45 Uhr unsere Weiterfahrt nach Biharamulo. Aufgrund eines Defekts der großen, nur etwa 33 Kilometer vom Stadtzentrum Mwanzas entfernten Auto-Fähre, kostete uns die Überfahrt über den Mwanza-Golf volle drei Stunden, so dass wir unsere Fahrt erst gegen 14.30 Uhr fortsetzen konnten. Auf guter Straße kamen wir in Geita um 16.15 Uhr an. Von hier an veränderte sich das Landschaftsbild in vollständig bewaldete Hügel und Berge entlang der Straße. In Bwanga (etwa 140 Kilometer hinter der Fähre) erreichten wir gegen 17.00 Uhr das Ende der Asphaltstraße. In Biharamulo kamen wir erst gegen 20.30 Uhr an, nachdem wir durch Nachfragen in auf der Strecke gelegenen Ortschaften mehrmals fehlgeleitet worden waren. Für eine Übernachtung in den im alten deutschen Fort gelegenen Gästezimmern waren wir leider zu spät. Mangels weiterer Gäste war die Anlage zu dieser Zeit bereits verschlossen. Ich fand jedoch Unterkunft im letzten freien Zimmer des besten, wenn nicht sogar einzigen Hotels der Stadt. Die Übernachtung im Starlight Hotel Biharamulo, ohne Moskitonetz und aircondition, aber dafür mit Champions-League-Live-Übertragung auf Großbildleinwand gab es für 30.000 TSH.


7.Tag: Biharamulo – Bukoba
Am Vormittag dieses Tages wurden wir von einer jungen Dame im Fort von Biharamulo herumgeführt. Die verhältnismäßig gut erhaltene Anlage wird regelmäßig, wie auch an diesem Tag, für Konferenzen genutzt und enthält ein besonderes Gästezimmer für wichtige Persönlichkeiten. Dieses wurde nach Auskunft unserer Führerin auch schon mehrmals vom Präsidenten Tansanias bewohnt. Die Mauern der relativ großen Anlage umschließen zwei Innenhöfe. Im ersten Hof gleich rechts hinter dem Tor erreicht man über eine Freitreppe einen Konferenzraum, der auch Bestandteil der eigentlichen, im zweiten Innenhof gelegenen Boma-Anlage ist. Im ersten Hof befinden sich weiterhin ein Parkplatz, verschiedene Büros und ein Tor zum zweiten Innenhof. Um den letzteren gruppieren sich zahlreiche Unterkunftsräume, sowie Wasch- und Küchenräume. In drei auf diesem Hof in der Art von Rundhütten errichteten Gästezimmern befinden sich Rezeption und zwei Schlafräume. Ungenutzte Gästezimmer gibt es im Haupthaus entlang eines Flures, an dessen Ende die „Präsidentensuite“ liegt. Zum Teil zur Unterbringung von Besuchern genutzte Zimmer befinden sich noch an der rückwärtigen Boma-Mauer. Beide Innenhöfe sind durch eine begehbare Mauer mit Bastionen umschlossen. Nachdem wir zunächst gastfreundlich empfangen und herumgeführt worden waren, waren es dann wichtige Persönlichkeiten des Ortes und Konferenzteilnehmer, die uns mit großem Misstrauen begegneten. So wurden wir plötzlich angewiesen, uns bewegungslos für eine Befragung bereitzuhalten. Nach mehr als einer Stunde Wartezeit nutzten wir jedoch eine günstige Gelegenheit, unsere Reise ohne den Segen der Offiziellen Richtung Bukoba fortzusetzen.


links: historische Ansicht der Boma Biaramulo, vormals Posten Ussuwi (DKG 003-1028a-01), die verhältnismäßig große Anlage ist in ihren Dimensionen (Umfassungsmauer, Bastionen) noch vollständig erhalten; rechts und unten: das Turmzimmer vorn und die links sichtbaren Stützen sind auf der alten Abbildung der Boma noch nicht errichtet




links: erster Innenhof der Boma Biharamulo, die Gebäude links und in der Mitte stehen entlang der Außenmauer; rechts: im zweiten Innenhof, Blickrichtung zum Turmzimmer (vgl. Abbildung darüber)


links: der an der Außenwand verlaufende Gang Richtung Turmzimmer (vgl. vierte Abb. oben), rechts am Gang zur Hofinnenseite gelegene Unterkunftsräume; rechts: im Turmzimmer


8.Tag: Bukoba - Biharamulo


links: historische Ansicht der Boma Bukoba (DKG 051-084-1711-05); rechts: auf dem früheren Boma-Gelände stehendes älteres Gebäude, das Bestandteil der Boma gewesen sein könnte


links: Das auf der historischen Aufnahme als Chefhaus bezeichnete, in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Boma Bukoba gelegene Gebäude (DKG 054-003-1028-06) ist heute das Lake Hotel


Eingang von der Terrasse zum Restaurantbereich des sehr heruntergekommenen Hotels


Zwischen Strand und Lake Hotel stehen noch heute die drei Spannpfeiler für den Mast der alten deutschen Funkstation. Der Platz zwischen den Pfeilern wird heute zur Müllverbrennung genutzt.


Der Mast der Funkstation wurde später zum Geländer für die nur in geringer Entfernung liegende Brücke über den Kanoni. Eine Brücke lag hier schon damals an dem Weg, der zwischen ehemaligen Askaridorf und Lazarett einerseits sowie Markt und Chefhaus andererseits, Richtung Ufer und danach (bis heute) als Straße am Strand entlang führte.

        
Auf dem ehemals neben dem alten deutschen Lazarett gelegenen Friedhof, schräg gegenüber zur Einfahrt zum Lake Hotel, gibt es noch einige deutsche Gräber, u.a. das des Bernhard von Kalben. Eine private Pflanzenzucht mit Setzlingen beansprucht aber zunehmend den Platz der Gräber, so dass auch diese wohl bald verschwinden werden.

 
oben: ehemals von der Boma nach Süden verlaufende Straße (DKG 059-003-1028-12) mit den inzwischen bewachsenen Felsen. Nach Überquerung der Brücke macht die Straße einen Knick nach links, während das Gelände rechts des Weges zunächst leicht, später dann steil ansteigt.
An diesem Hang lagen schon zu deutscher Zeit Kaufmannshäuser der Firmen Oswald und Ribeiro. Aus dieser Zeit könnten daher auch die nachfolgend abgebildeten Gebäude stammen.





links: Die hinter diesen Gebäuden nach rechts abgehende Straße führte damals wie heute zur Evangelischen Mission mit Kirche und zur schönen Aussicht.

  
links: Folgt man jedoch an der Kreuzung dem Verlauf der Hauptstraße Richtung Hafen, Zoll und Katholischer Mission, passiert man zunächst das ehemalige Haus des Hauptmann von Brandis; rechts:Verläßt man hier die Hauptstraße links in Richtung zum See, findet man am Strand dieses schöne Gebäude, zu dem mir leider keine Informationen vorliegen


links: die aus deutscher Zeit stammende Kirche der katholischen Mission erreicht man, wenn man das Hafengelände passiert; rechts: die 1910 errichtete und 2014 renovierte Kirche bei der Evangelischen Mission ("Schöne Aussicht")


links: Aufnahme der Boma Bukoba (Bildmitte) von der schönen Aussicht (DKG 083-1710-70); rechts: Aufnahme aus etwas größerer Entfernung, da die schöne Aussicht heute zu sehr bewachsen ist


links: Blick vom Felsen zum Landungssteg im Hafen von Bukoba; rechts: Kirche der katholischen Mission, auf dem Friedhof am rechten, mittleren Bildrand gibt es keine deutschen Gräber


9.Tag: Biharamulo - Kasulu


oben: Die einzige mir bekannte historische Aufnahme (Ansichtskarte) der Boma in Kassulo stammt aus der Zeit der belgischen Besetzung im 1. Weltkrieg.

   
links: obwohl noch heute Wohnung des District Commissioner, erhielt ich hier offiziell Fotoerlaubnis; rechts: Blick vom Ort Kasulu auf den Boma-Berg

  
links: rückwärtige Ansicht der Boma; rechts: Innenhof der Boma Kassulo mit Blick zum Eingangstor


10.Tag: Kasulu - Ujiji - Kigoma


links: die Mauer der alten Boma Udjidji (DKG 75-012-1072-09) auf historischer Aufnahme;
rechts: Der in der Bildmitte erkennbare Eingang mit Rundbogen (DKG
76-012-1072-06) befand sich an der Stelle, die heute durch die zwei letzten erhaltenen Mauerpfosten markiert ist.

  
links: Blick zum alten Boma-Eingang (See im Rücken), die Boma lag auf dem Gelände dahinter, fand ihren Abschluss aber noch vor den hier sichtbaren Flachbauten einer heutigen Schulanlage;
rechts: von den Pfosten kann man noch heute gut dem Verlauf der Mauer des alten Fort`s folgen.


  
Auch Gebäudegrundrisse der Boma Ujiji, wie hier an der linken (nördlichen) Mauer und am hinteren Teil der Umwallung sind noch gut erkennbar.


Die zwei alten Ansichtskarten der Militär-Station Ujiji aus dem Jahr 1903 zeigen links: oben das Offiziers-Haus mit Wache und unten die Wohnung des Stations-Chefs; rechts: oben die Messe und unten das Unteroffiziers-Haus


Die historische Aufnahme vom MG-Reinigen im Hof der Boma von Ujiji (DKG 72-006-1158a-18) zeigt die damaligen Mauerpfosten im Detail. Von deren oberen Abschlüssen fand ich 2014 jedoch nur noch einen einzigen, im Gras unweit des alten Eingangs liegend.


links: Blick durch die Torpfosten hinunter zum See; rechts: von der Boma ausgehend verlief damals eine Mangobaum-Allee ...


links: ...bis zum Ufer des Tanganjika-Sees; rechts: mit dem Landungssteg (DKG 81-005-1095-12)

links: Das Ufer des Sees ist seit damals deutlich zurückgegangen. Der auf dem Bild sichtbare, mindestens 200 Meter breite Palmengürtel am Strand lag früher einmal unter Wasser. Dieses Bild wurde von mir vom Standort des ehemaligen deutschen Friedhofes aus aufgenommen. Auf dem sehr großen, noch für Grabstätten, aber auch als Acker und Weide genutzen Friedhofsfeld befinden sich noch viele ältere, aber keine mehr als deutsche erkennbare Gräber.
rechts: Auf dem Gelände des hier abgebildeten Marktplatzes befand sich nach Auskunft eines örtlichen Guides (vom Livingstone-Museum) früher der berüchtigte Sklavenmarkt von Ujiji.



11.Tag: Kigoma


links: Der Hafen von Kigoma auf einer historischen Fotografie (DKG 006-1142-15); rechts: aktuelle Aufnahme aus ähnlicher Perspektive


Das im wilhelminischen Stil errichtete Bahnhofsgebäude von Kigoma, frisch renoviert.


links: die historische Aufnahme einer Arbeiter- oder Askari-Kolonne beim Geschütztransport in Kigoma (DKG 016-1287-07) zeigt in der Bildmitte den neuen Bahnhof; rechts: auf dem vom Hafen aus aufgenommenen Bild (alte Ansichtskarte) befindet sich in der Mitte auf dem Berg eine als Gouvernementsgebäude bezeichnete Hotelanlage, die damals für den erwarteten Besuch des deutschen Kaisers errichtet wurde ...


... die Anlage war zuletzt Residenz des Regional Commissioners von Kigoma und ist fast baugleich zum Hotel am Bahnhof in Tabora

12.Tag: Kigoma - Uvinza - Malagarassi - Tabora
Von Kigoma aus fuhren wir an einem Tag entlang der alten Zentralbahn bis Tabora. Aufgrund der unsicheren Straßenverhältnisse und der nicht abschätzbaren Fahrtdauer für diese lange Strecke mussten wir auf häufigere Aufenthalte an den in deutscher Zeit errichteten Bahnhofsgebäuden verzichten. Von den kleinen, wenig spektakulären und kaum unterschiedlichen Bahnhofsgebäuden, die höchstens durch das noch vorhandene deutsche Interieur beeindrucken, habe ich hier die Stationen Uvinza und Malagarassi abgebildet.
 

Typisches Bahnhofsgebäude in Uvinza


links: Lagerschuppen als Anbau mit Rampe; rechts: Gleise Richtung Kigoma


durch Hersteller "gebrandete" stählerne Gleisschwellen am Bahnhof Uvinza, links: HOESCH 1909; rechts: UNION 1910



oben: Die Eisenbahnbrücken der Zentralbahn im Schwemmgebiet des Malagarassi waren technische Herausforderungen und wurden schon zu deutscher Zeit errichtet. Seit neuem gibt es zu der parallel verlaufenden, auf diesem Sreckenabschnitt bereits asphalierten Schnellstraße die "Kikwete-Bridge", mit der sich der amtierende Präsident auch in diesem abgelegenen Teil des Landes schon verewigen konnte.


oben: das nicht mehr genutzte Stationsgebäude am Bahnhof Malagarassi 2014

13.-15.Tag: Tabora – Nzega – Babati –Arusha


links: Die Festung Tabora (hier Ansichtskarte von 1913) war die größte Boma im ehemaligen Deutsch-Ostafrika. rechts: Diese Abbildung (DKG 004-003-1027a-11) dokumentiert die Lage und Verteidigungsfähigkeit auf einem Hügel außerhalb der Wohngebiete. Die Festung wird noch heute als Militärstation bzw. Garnision genutzt und darf deshalb nicht fotografiert werden. Einzelne Gebäude der Anlage werden augenscheinlich renoviert oder haben zumindest einen neuen Farbanstrich erhalten. 

 
Der Bahnhof Tabora aus gleicher Perspektive damals (DKG 030-006-1137-12) und heute, ergänzt um den überdachten Vorbau.

 
Wie bei den meisten Gebäuden aus deutscher Zeit wurden die ursprünglichen Balkone im Obergeschoss (DKG 031-012-1135-05) später verglast, um damit zusätzliche geschlossene Bürofläche zu gewinnen.

   
links: Die auf dieser Ansichtskarte gut zu erkennenden Gebäude hinter und neben dem Bahnhof sind noch vollständig erhalten. Sie werden heute durch die örtliche Polizei als Büro- und Wohngebäude genutzt und deshalb nicht von mir fotografiert.
rechts: das Bahnhofsgebäude vom Bahnhofsvorplatz aus gesehen

 
links: das deutsche Lazarett (DKG 003-1027a-05); rechts: Die Ruine des vermutlich im 1. Weltkrieg mit einem roten Kreuz versehenen Gebäudes existiert noch unweit der Boma in der heutigen School-Street.


Der wie so oft zu Acker und Weideland werdende deutsche Friefhof zwischen Fundikira- und Boma-Road wird mir besonders wegen übler Gerüche in Erinnerung bleiben. Tierkadaver und frisch geöffnete Gräber auch jüngeren Datums waren dafür wohl verantwortlich.
links: Nur auf dem dicht bewachsenen, schwer zugänglichen Teil des alten Friedhofs konnte ich drei Gräber von beim Bahnbau Angestellten der Firma Philipp Holzmann mit gut erhaltenen Grabinschriften aus dem Jahr 1913 entdecken; rechts: das Grab des Monteurs Michael Duschl

 
                   
links: Grab des Bürobeamten Paul Rossbach; rechts: Grab des Aufsehers Gustav Albrecht   


links: Das heutige Orion-Tabora-Hotel wurde zu deutscher Zeit in der Nähe des Bahnhofs errichtet, an der Ecke der heutigen Station- und Boma-Road. Es ist mit dem Hotelbau in Kigoma fast identisch; links: Frontansicht des Hotels, in diesem Gebäudeteil befinden sich die Säle, Bar und Suiten; rechts: Hotellobby


links: Im Nebengebäude, durch einen überdachten Gang mit dem Haupthaus verbunden, befanden sich schon damals die Hotelzimmer. Die Anlage wurde inzwischen durch weitere Flügel erweitert. Die Zimmer dort sind eher zu empfehlen.
rechts: Zu diesem Haus, mit der Jahreszahl 1913 über der Tür, an der Kreuzung Boma-Road und Lumumba-Street, habe ich bisher leider keine Informationen.



16.Tag: Arusha


links: Die alte deutsche Boma in Aruscha (DKG 067-1750-19) beherbergt heute ein Museum. Ein Austellungsraum im Turmgebäude informiert zudem über Bau und spätere bauliche Veränderungen der Boma-Anlage. rechts: historische Ansichtskarte ...


... eine Fotografie aus fast gleicher Perspektive im Jahr 2014.


links: Am gegenüberliegenden Eingang zur Boma lag damals ein zweistöckiger Gebäudekomplex mit Magazinen, Postagentur, Schauri-Raum, Kanzlei, Kassenraum, Messe, Schreiner-Werkstatt, Polizei-Büro und Europäergefängnis. Diese Gebäude des Bezirksamts Aruscha sind verschwunden (Bundesarchiv_Bild_105-DOA0524); rechts: Der heute nicht mehr genutzte Hintereingang ist noch deutlich als der alte Zugang erkennbar.


links: Betritt man die Boma durch den Hintereingang, hat man an Stelle der früheren Gebäude heute eine Freifläche. Diese zieht sich bis zum Turmgebäude nahe dem gegenüber liegenden heutigen Haupteingang. Die Museumsräume befinden sich in den links und rechts des Turmgebäudes sichtbaren Häusern, die schon zur alten deutschen Festung gehörten; rechts: historische Aufnahme innerhalb des Forts von Aruscha (DKG 011-1209-16)

 
links: historisches Foto von der deutschen Boma Aruscha mit dem Meru-Berg im Hintergrund (DKG 011-1215-54); rechts: aus etwa gleicher Perspektive im Jahr 2014

wird fortgesetzt ...

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